von Benjamin Franz-
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Wundervolles Schultheater

Die Theater AG, der Schule am Re- genbogen inszeniert Aschenputtel. Premiereerfolg in der Sporthalle. Das 16köpfige Ensemble um „Intendantin“ Birgit Heigl-Venus wird überschwäng- lich gefeiert.

Ein grandioses Happyend wie es nur erdacht sein kann. Das Aschenputtel kriegt den Prinzen, die bösen Stief- Schwestern gehen leer aus. Als sich der Vorhang zum Schlussapplaus öff-

 
Aschenputtel
B. Heigl-Venus
     
 
     
net vermag selbst der frenetische Beifall nur verlegenes Lächeln auf die Gesichter der Darsteller zu zaubern. Sicher sind die jungen Schauspieler vom eigenen Erfolg überrascht. Auch dürfte es nicht leicht gewesen sein vor einer vollen Schulturnhalle zu spielen. Vor Klassen Kameraden, die auf der anderen Seite des Vorhangs sitzen und vielleicht nur Häme und Spot für das gebotene Schauspiel übrig haben. Doch diese Sorge kann das Schul-Ensemble getrost beiseite legen, die Halle tobt begeistert und das zu recht. Theater fasziniert, fes- selt und verzaubert, nicht nur ein ge- schichtenhungriges Publikum. Birgit Heigl-Venus, Lehrkraft am Sonderpä- dagogischem Förderzentrum Cham, hat auch selbst schon leidenschaft- lich Theater machen dürfen und will diese Begeisterung an ihren Schü- lern weitergeben. In einem vierwöch- igen Seminar ließ sie sich in Dillingen zur Theaterlehrerin ausbilden. „Von der Pike auf wurde uns da fundiert beigebracht wie man auf der Bühne agiert, wie man Stücke entwickelt.“ Sagte die Leiterin der Stütz und För- derklasse. Ihre Arbeitsgemeinschaft Schultheater, setzt sich überwiegend aus Mädchen der Jahrgangsstufen fünf bis neun zusammen, aber auch drei mutige Buben gehören dem En- semble an. Bei so vielen jungen Da- men in der Truppe lag ein romantisch-

 
es Thema in der Bühnen Luft. Asch- enputtel sollte es schließlich werden. Seit November letzten Jahres befas- ste sich die Theater AG zwei Schul- stunden wöchentlich mit dem Mär- chenstoff, auch mit dem Anspruch, die bekannten Vorlage um eine ei- gene Note zu erweitern. „Das Leben ist wundervoll“ sagte einst die Sän- gerin Edith Piaf. „Es gibt Augenblic- ke, da möchte man sterben. Aber dann geschieht etwas Neues, und man glaubt, man sei im Himmel!“ Das Zitat wird zur Grundlage, zum Titel der Inszenierung. Auf Tauben, die dem Grimmschen Aschenputtel zur Hand gehen,oder dem verlorene, gläs- ernen Schuh, das zentrale Motiv der Geschichte, verzichtet man dagegen bewusst. Nicht nur besonders schön und fleißig ist die Hauptdarstellerin des adaptierten Stücks, auch bele- sen und voller eigener Poesie verkör- pert Aschenputtel das Gegenkonzept zu den dummen, eitlen Schwestern. Sicher auch ein Novum, auf der Büh- ne stehen den acht schrecklichen Schwestern gleich sechs Aschenput- tel gegenüber. Das Konzept ist, weg von wenigen Hauptrollen mit lagen Einzelmonologen. „Gemeinschaftsför- dernder Ensemblecharakter, mit viel Bewegung und Tanz steht im Mittel- punkt des Schulprojekts.“ Erklärt Lei- terin Birgit Heigl-Venus. Erst als sich Prinz und Aschenputtel näher kom-

 

 
men stehen sich auf der Bühne Nico Hupf und Ramona Roppelt gegenü- ber. Das verlangte dann auch Son- derproben, denn die Beiden waren Anfangs einfach zu verlegen, ein Lie- bespaar zu mimen. Es gibt eben Au- genblicke, da möchte man am liebs- ten sterben. Und dann prasselt stür- mischer Beifall auf die Darsteller nie- der. Keine uncoole, peinliche Vor- stellung. Das Publikum wurde eine Stunde lang bestens unterhalten und klatscht jetzt wie wild.

Damit hatten wohl die Akteure auf der Bühne am wenigsten gerechnet. Was für ein wundervolles Gefühl für die Theaterschüler des Förderzentrums. So muss sich der Himmel anfühlen.